Automatisierer nutzen die Chancen der Vernetzung

Vernetzung und Modularisierung sind Megatrends in der Automatisierungstechnik. Während mit Standardmodulen individuelle Lösungen kostengünstig realisiert werden können, steht bei der Vernetzung eher die Beschleunigung der Kommunikation im Vordergrund. Ob diese allerdings über einen Bus vom Büro bis zum Sensor reichen muss, wird teils kritisch beurteilt.

Mechanisch sowie elektronisch wird immer mehr kombiniert. Das belegten vorige Woche die meisten der 814 Aussteller auf der Automatica in München. Der Grund ist klar: Die Anwender erwarten für ihre Aufgaben maßgeschneiderte Lösungen, zu Preisen von Standardprodukten.
Eines von vielen Beispielen ist das Automatisierungssystem Easy-2-Combine welches Rexroth auf der Fachmesse zeigte. "Basierend auf hochwertigen pneumatischen und elektrischen Einzelkomponenten mit einer definierten Schnittstelle können wir maßgeschneiderte Handlingsysteme aufbauen", erklärte dazu Dieter Michalkowski von Bosch-Rexroth in München.

Auf den Einsatz von Adapterplatten kann so verzichtet werden. Die IT ist dabei zu einem wichtigen Hilfsmittel geworden. So gibt ein Internetkonfigurator Hilfestellung bei der Auslegung von individuellen Systemen mit unterschiedlichen Achskombinationen.

Michalkowski: "Mit dem Konfigurator können online ganze Handlingmodule berechnet und dargestellt werden. Ein intensives Katalogstudium kann damit entfallen. Für die Auslegung notwendige Berechnungen werden ebenso durch die Software durchgeführt. Der Kunde erhält als Ergebnis die maßgeschneiderte Konfiguration seines Systems inklusive Dokumentation."

Vernetzung zur Kommunkation ist dagegen für VIPA, Gesellschaft für Virtualisierung und Prozessautomatisierung aus Herzogenaurach, ein wichtiges Thema. Von dem Konzept, über eine Lösung alle Daten vom Sensor bis ins Büro zu übertragen, hält Wolfgang Seel, Präsident des Unternehmens, allerdings wenig.

"Oft lassen sich dafür gar nicht Vernetzungskapazitäten zur Verfügung stellen", erklärt er dazu auf der Messe. Das ist für Ihn aber nicht der einzige Grund:"Dazu kommt, dass es in der Industriellen Kommunikation ganz unterschiedliche Interessensbereiche gibt, die sich mit einem einheitlichen Standard gar nicht optimal realisieren lassen." Eine "Eintechnologie-Vorstellung" sei hier deshalb der falsche Weg.

Auf der Automatica stellt das Unternehmen seine Hochgeschwindigkeits-SPS SPEED7 für die Ethernet-Kommunikation sowie eine Bediengerätefamilie vor.

Wo in der Vergangenheit serielle Feldbusse die Kommuikationslösung der Wahl waren, ist heute das Ethernet das größte Thema. Dennoch warnte Wollgang See! auf der Aulomatica vor zu viel Enthusiasmus: "Es muss nicht zwangsweise etwas über bestehende Systeme gestülpt werden, denn spezielle Anwendungen brauchen einfach spezielle Lösungen." In Bezug auf den Ethernet-Trend ist es deshalb für ihn eine logische Konsequenz, dass neue Themen wie Bildbearbeitung und Antriebssteuerung in einzelne Anwendungen aufgehen werden. Beispiele dafür seien PowerLink und EtherCat.

Gerade in der Bildbearbeitung ist mit "Gigabit-Ethernet for Vision" Anfang Mai ein wichtiger Grundstein gelegt worden. In Boston/USA wurden dazu die Inhalte des Standards formuliert. Fachleute wie Rupert Stelz vom Automaica-Aussteller Stemmer Imaging erwartet hier keine größeren Änderungen mehr.

So konnte das Unternehmen bereits erste Vision-Lösungen für die Gigabit-Ethernet-Kommunikation, kurz Gig-E in München vorstellen. Mit der Erhöhung des Datentransfers wollen die Anbieter der maschinellen Bildbearbeitung einerseits höhere Auflösungen verarbeiten und/oder schnellere Prozesse beherrschen. Je nach benötigter Transferleistung haben sich in der Bildbvearbeitung bisher die Schnittstellenstandards vom USB-Anschluss im einfachsten Fall von Firewire bis hin zum speziellen CameraLink etabliert.

Während CameraLink eine Punkt-zu-Punkt Verbindung herstellt und bei hoher Bandbreite auch ohne Prüfsummen auskommt, arbeitet GigE mit Prüfsummen, die gewährleisten, dass alle Datenpakete ankommen.

Einen weiteren Weg der Vernetzung zeigte das Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschalten (IWB) der TU München. Dabei wird die erweiterte Realität (Argumented Reality) genutzt, um Roboter intuitiv zu programmieren. Mit einem Stift wird dazu eine Bahn erstellt, die ein Laser auf ein Werkstück projeziert. Ein Computer errechnet anschließend die Steuerungsdaten für den Roboter.

Für Professor Michael Zäh vom iwb ist das eine logische Weiterentwicklung: "Wir sind permanent auf der Suche nach neuen Anwendungsfeldern und ausgereiften Technologien." Durch die Programmierung können z.B. Bahnen zum Kleben und Schweißen intuitiv vom Werker eingearbeitet werden.