Strategie-Mix der Mittelständler

Noch traut es sich keiner auszusprechen, doch Fakt ist: Bei vielen Automatisierungs-Anbietern füllen sich seit dem 2. Quartal wieder die Auftragsbücher - Hoffnung macht sich breit, das Schlimmste scheint durchgestanden.

Als Fazit bleibt: Das große Anbieter-Sterben ist ausgeblieben, wenngleich die Durststrecke bei vielen dazu geführt hat,  Umbau-Arbeiten zu forcieren und notwendige Korrekturen auch beim Produktspecktrum konsequent anzupacken.

Ein Beispiel ist der Mittelständler Infoteam. Die 40 Mitarbeiter starke GmbH schuf sich ihr Renommee vor allem durch ihre IEC 61131-3 konforme Programmiersoftware, OPC-Server und Bediensoftware. In der Rubrik Nachgehakt auf Seite 95 erläutert Geschäftsführer Karl-Heinz John die Gründe und die Wege der jetzt erfolgten Neuausrichtung.

Soviel sei vorweggenommen: Das Produktgeschäft rückt in den HinTergrund. Unter dem Schlagwort "Product Care" will der Software-Spezialist sein Know-how als Trouble Shooter be* beziehungsweise als Software-Generalanbieter an den Mann bringen - angesichts der Software-Misere, in der viele Maschinenbauer stecken, durchaus ein Betätigungsfeld mii Erfolgs-Chancen?

Steht lnfoteam für den generellen Trend? Müssen sich die Mittelständler zusehends vom Produktgeschäft verabschieden und diesen Kuchen den großen Generalisten überlassen?

Muss nicht sein, wie das Beispiel Vipa zeigt: Der 90 Mann starke Mittelständler forciert sein SPS-Hardwäre-Geschäft - ein Produkt-Segment, das zum einen vom Marktführer Siemens dominiert, andererseits von der IPC-Technologie bedrängt wird. Bisheriges Erfolgsrezept: Man kopiere die Funktionen des Marklführer-Produktes und spiele die Vorteile einer Mittelstandsstruktur aus.
Jetzt geht Vipa noch stärker in die Offensive: Mit einem Aufwand von über 10 Mannjahren entwickelte das Unternehmen in den letzten vier Jahren ein ASIC das die Funktionen der S7 von Siemens nachbildet und laut Aussage des Firmenchefs Wolfgang Seels "Leistungsdaten liefert, die um Welten besser sind!

Der Chip soll Herz der neuen Speicherprogrammierbaren Steuerungen von Vipa werden, eröffnet aber gleichzeitig noch andere Optionen; Was spricht dagegen, dass Antriebshersteller den Chip integrieren und somit S7-programmierbare Motion-Komponenten anbieten können? Oder warum soll Vipa dieses Konzept nicht auch auf andere Märkte übertragen, sprich die Programmiersprachen von Marktführern anderer Kontinente integrieren! Alles Gedankenspiele, die nicht allzu weit hergeholt sind und aufzeigen, dass Mittelständler nach wie vor Überlebens-Chancen haben auf dem Markt der Automatisierungstechnik - Trotz oder vielleicht sogar gerade wegen der Dominanz einiger weniger Marktführer!