Touch Panel sorgt für intelligente Gebäudeautomation

Wolfgang Seel, Geschäftsführer von VIPA, ist kein Freund der langen Wege: Er hat sein Penthouse im Süden Deutschlands mit dreizehn Touch Panels ausgestattet, die Tür, Jalousie und Licht steuern. So kann er bequem von der Badewanne aus schauen, wer vor der Tür steht. Oder von Spanien aus die Heizung abdrehen.

Das große Projekt hat man ein paar Tage früher zu Ende gebracht, der Kunde ist zufrieden - und man selbst gönnt sich einen freien Tag zu Hause, um endlich die neue Badewanne einzuweihen.

Die Frau ist einkaufen, die Kinder in der Schule. Und während man es sich in dem warmen Nass gemütlich macht, passiert das was dann immer passiert: Es klingelt. Unwillkürlich geht man davon aus, dass es ein wichtiger Besucher sein muss,  vielleicht der Postbote, der ein eiliges Paket liefert. Man schleppt sich, mit Handtuch um die Hüfte, langsam zur Tür - um dann festzustellen, dass ein paar Sektenmitglieder den Nachmittag nutzen wollen, um mit Ihnen einmal in Ruhe über Gott zu reden.

Klingeln im Bad

Im 21. Jahrhundert muss das nicht mehr sein - eine intelligente Gebäudeautomation sorgt dafür, dass man sich beim Klingeln nicht zwingend aus der Badewanne erheben muss. Denn Touch Panels, die im Haus verbaut sind, steuern nicht nur Jalousien und das Licht, sondern lassen sich auch mit einer Kamera vor der Tür verbinden.

So kann man von der Badewanne aus betrachten, wer gerade den Klingelknopf gedrückt hat - und ob es sich lohnt, deswegen einen feuchten Weg zur Tür zurückzulegen. Wie eine solch intelligente Gebäudeautomation aussehen kann, zeigt sich im Haus von Wolfgang Seel, Geschäftsführer von VIPA, der Gesellschalt für Visualisierung und Prozessautomatisierung mbH.

Er hat 13 Touch Panels von VIPAs Touch-Panel-Familie in seinem Privathaus eingebaut und kann von jedem Raum aus Licht, Tür und Jalousie steuern - und noch einige andere Dinge.

Feldbus zu schnell

Seel nutzte einen Umbau seines zweigeschossigen Penthouses dazu, die Steuerung der Technik zu zentralisieren und mit einem intelligenten System zu verbinden. Ihm kam dabei entgegen, dass im gesamten Haus Leerrohre und Klingeldraht verlegt waren - so konnte er die Panels, die miteinander kommunizieren müssen, über ein Netzwerk verbinden.

Welches Netzwerk dabei zum Einsatz kommen sollte, musste sich Seel gut überlegen - denn nicht jeder Standard bringt auch Vorteile. Klar war nur eines: Eine Feldbus-Anbindung, wie sie in der Industrie verwendet wird, brauchen die Panels nicht.

Netze wie Profibus sind auf hohe Geschwindigkeit mit kleinen Datenmengen ausgelegt, in der Gebäudeautomation nützt dies wenig. "In weniger als einer Sekunde kann keiner an die Tür gehen", lacht Wolfgang Seel. Er setzte stattdessen auf TCP/IP - ein Protokoll, was schnelle Datenübertragung auch größerer Datenmengen, wie bspw. Videodaten, ermöglicht.

Die Verkablung war dabei schon teilweise vorhanden: In seinem  Penthouse  konnte  Seel  den verlegten Klingeldraht zur Datenübertragung nutzen. "Bis zu 10 Megabit sind darüber möglich", hält er fest. Dort, wo es nicht vorhanden war, nutzte er Leerrohre und legte die Daten- und Stromkabel dort hinein.

XScale und Doppelpanel

Mit den Kabeln verband er die Panels von VIPA. Die gibt es in sieben verschiedenen Modellen, alle bringen einen TFT-Schirm und einen XScale-Prozessor mit 520MHz Taktfrequenz mit. Die Geräte sind genau 7cm tief, bei einer gängigen Wandbreite von 14cm kann man so auch zwei Panels gegeneinander setzen, also ein Doppelpanel einbauen. Die interne Software macht jedes einzelne Gerät zur vollwertigen Steuerung für die gesamte Technik im Hause. Die Steuerung selbst sitzt in einer zentralen Station in der Mitte der zweistöckigen Wohnung, dem Elektroverteilerkasten, mit ihr sind alle Panels im Haus verlinkt.

Mit jedem Panel kann das Lieht aus- und eingeschaltet oder gedimmt, die Jalousien gehoben und gesenkt und die Dachfenster geöffnet werden.

Türen öffnen ohne Stress

Auch die Türsteuerung übernehmen die Panels - und so kann man sich an jedem der 13 Touchscreens anzeigen lassen, wer gerade vor der Tür steht. Und ihn hereinlassen. Die vor der Tür angebrachte Kamera kann, sofern sie an das Sicherheitssystem angeschlossen ist, auch Daten des Klinglers aufzeichnen - so kann man sich bei Rückkehr anschauen, wer wann vor der Tür gestanden hat.

Dafür sind die Geräte mit CompactFlash- und SD/MMC-Kartenslots ausgestattet, die Grenze für die Aufzeichnung setzt nur die Größe der genutzten Speicherkarte. Auch die Wohnungstemperatur kann auf einer solchen Speicherkarte hinterlegt werden, falls man Sensoren mit den Panels verbunden hat.

Mit dem Handy was bewegen

Die Panels sind dabei beliebig erweiterbar. Wolfgang Seel hat seine noch mit einer zentral abgelegten GSM-Karte ausgestattet, die Handysignale empfängt. Die kann er benutzen, um Botschaften auf die Panels zu senden - bspw. um seine Familie per SMS zu informieren, dass er im Büro aufgehalten wurde.

"Die Nachricht erscheint dann auf jedem Panel", erklärt er. Auch kann er die gesamte Hauselektronik über das Handy steuern. "Wenn Sie in Spanien sind und mal etwas "Action" zu Hause machen wollen, ist das so kein Problem", lacht Seel. Und sie dient als Notschlüssel, falls der Transponder für die Türsteuerung ausgefallen ist: Mit einer verschlüsselten SMS kann er die Türsteuerung dann überreden, ihn trotzdem in seine Wohnung zu lassen.

Templates dabei

Auf den Touch Panels, die wahlweise mit dem Betriebssystem Windows CE 5.0 Core oder Professional Plus ausgeliefert werden, arbeitet die Software Movicon Real Flexible oder zenOn.

Sie steuert die voll konfigurierbare Oberfläche, ist modular aufgebaut und bringt Templates mit, mit denen die Steuerungen visualisiert werden können. So hat sie bspw. vorgefertigte Modelle von Lichtschaltern integriert, ein geschulter Elektriker kann sie mit einfachen Mitteln in die gewünschte Oberfläche einflechten.

Auch die Steuerung der Türsprechanlage übernimmt sie, und lässt ein Fenster aufpoppen, falls jemand vor der Tür steht. So kann man den Postboten schon einmal hereinbitten, während man sich etwas überwirft.